Neues Stück begeistert!

Neurosige Zeiten sind angebrochen

Wer - wie wir - die Vorbereitungen und Proben zum neuen Stück unserer Theatergruppe NERV am Rande mitverfolgen durfte, bemerkte sehr schnell, dass es dieses Jahr nicht ganz so euphorisch und knisternd zuging, wie zum Beispiel im letzten Jahr beim vielumjubelten Highschool-Musical „Wenn Papa wüsste…“. Ob es daran lag, dass sehr prägende Charaktere wie Ole, Darius, Annabell, Alexandra, Robin oder Amelie nicht mehr dabei sind oder ob die anspruchsvolle Mischung aus reichlich pointiertem Text und lockerer und gelegentlich improvisierender Spielweise von den Protagonisten doch zu viel forderte? Es bleibt unergründet und ist letztlich auch nicht wichtig, selbst nach der Generalprobe berichtete Antje Wismer, die das Stück inszenierte, es ist okay, aber es fehlt Esprit.

Dabei verlässt dieses Kammerspiel nicht einmal den geografischen Ort, wir sehen Leben und Wirken in der offenen Wohngruppe der städtischen Irrenanstalt Beelitz in der Karl-Liebknecht-Straße 5, ein Schelm, wer Böses dabei denkt… wir lachen über uns selbst - so befreiend und so herzlich, dass die Frage „Darf man das?“ sich gar nicht erst stellt. Liebenswert und behutsam zeigen unsere Verrückten, worin ihr Anderssein besteht. Der zwangsneurotische Hans, die soziophobe Waltraud, die durchgeknallte Desiree, Stalkerin Marianne und die sexbesessene Agnes – sie sollten zusammen und ruhig gehalten werden durch die „Normalos“ Dr. Schanz und die Therapeutin Rachel, Agnes Mutter Cecile, Volksmusikstar Hardi, Reporterin Fritzi und die Tuppertante Herta. Aber, wie so manchmal auch im richtigen Leben, sind sie es, die Unruhe und Verwirrung in die Gruppe bringen und die Sozialkompetenz der Gruppenmitglieder auf eine harte Probe stellen. Missverständnisse und skurrile Situationen sind in diesem Dreiakter von Winnie Abel vorprogrammiert und wenn dann noch die Regisseurin ein humorvoll frivoles Zepter schwingt, das alle Akteure zu Sympathieträgern macht, sollte doch der Erfolg garantiert sein?!

Die sehr gut besuchte Premiere brachte es ans Licht und Antje Wismer sagte nach der Vorstellung die entscheidenden Worte: „Es ist leichter, Menschen mit Kunst zum Weinen als zum Lachen zu bringen…“ Als die ersten Pointen gesetzt waren und das Publikum fast jeden Satz schallend lachend honorierte, fiel alles ab, fühlten sich die Protagonisten belohnt, angenommen und begehrt und spielten einfach nur noch, was sie sich in harter Arbeit vorher draufgedrückt haben und was sich so schwer spielt ohne Publikum. Mit dem Premierenpublikum im Rücken schwangen sie sich zu schauspielerischen Höchstleistungen auf, spielten genau und leidenschaftlich und wirkten doch so locker und wunderbar verrückt.

Am Ende verbeugten sich nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler vor einem sie feiernden Publikum, sondern auch wir uns voller Respekt vor dieser Leistung, aus harter Arbeit so viel Spaß gemacht zu haben. Nicht unerwähnt dürfen die vielen Helfer*innen aus der Elternschaft bleiben, stellvertretend Familien Hamecher und Staschok, die Firma „Worami“ und der Förderverein der Schule, der die Anschaffung neuer Theater-Headsets möglich machte. Den technischen Support sicherte wie immer souverän das Team vom Schülerradio mit Felix und Flo und um die Pausenversorgung kümmerte sich das Cateringteam der 11ten.

Danke an alle für die wundervollen Theaterabende!

Zwei Vorstellungen sind schon erfolgreich über die Bühne gegangen, das ist die Crux am Schultheater, es gibt nur vier Vorstellungen, letzte Chancen bestehen noch am 11.6. und am 13.6.2019 jeweils um 18 Uhr im Haus 4.

Peter Oehme

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Veröffentlichung

Di, 04. Juni 2019

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